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Als Kinder konsumieren wir kontinuierlich Comics (und jetzt Filme, die auf ihnen basieren), in denen tapfere Helden die Welt vor bösen Menschen retten. Es gehört schon zum Allgemeinwissen, dass solche Geschichten den Trennstrich zwischen Gut und Böse überdeutlich markieren -- die Welt ist nuancierter, heißt es -- aber das ist gar nicht das Problem bei diesen Geschichten. Das Problem ist, dass die Bösen wissen, dass sie böse sind.

Und Leute wachsen in dem Glauben auf, dass die Welt wirklich so ist: Menschen, die böse sind, handeln absichtlich böse. Aber so läuft das nicht. Niemand glaubt, dass er etwas böses tut -- vielleicht weil es einfach unmöglich ist, absichtlich böse zu sein, vielleicht weil es einfacher und effektiver ist, sich davon zu überzeugen, dass man gut ist -- aber jeder große Halunke hatte eine Rechtfertigung dafür, dass er im Grunde etwas Gutes vollbracht hat. Jeder denkt, er ist gut.

Und wenn es sich tatsächlich so verhält, dann kommt es nicht auf die Absicht an. Es ist keine Verteidigung (um ein berühmtes Beispiel aus der jüngsten Geschichte zu nehmen) zu sagen, dass die Banker von New York nur ihre Arbeit gemacht haben, im Glauben, dass sie damit den Armen helfen oder so, weil nämlich jeder glaubt, dass er nur seine Arbeit macht; Eichmann dachte, er macht nur seine Arbeit.

Eichmann ist natürlich das richtige Beispiel, weil es das Buch von Hannah Arendt ist: Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen, aus dem diese berühmte, viel zitierte These stammt. Eichmann war nach unseren Maßstäben ein ganz normaler und gesunder Mann, wie es fast alle Terrroristen und Killer sind, der Dinge tat, die er für vollkommen vernünftig hielt.

Und wenn dieser normale Kerl das tun konnte, dann könnten wir es auch. Und während wir darüber streiten können, wer nun schlimmer ist, die oder wir, ist es letztlich sinnlos, weil es unsere Handlungen sind, für die wir verantwortlich sind. Und wenn man sich umsieht, mangelt es nicht gerade an monströsen Verbrechen, die wir begangen haben.

Also, das nächste Mal, wenn du eins davon anderen gegenüber erwähnst, und sie antworten: "Ja, aber wir haben in guter Absicht gehandelt," erklär ihnen, dass das keine Verteidigung ist, Menschen, die keine guten Absichten hegen, gibt es nur in Comics.

Translated by Inge-Monika Hofmann

Aaron Swartz (me@aaronsw.com)